Schon alleine dadurch, dass der Hund seine Informationen überwiegend mit der Nase aufnimmt, nehmen wir die Welt um uns herum ganz anders wahr als der Hund und wir bewerten sie nicht zu Letzt auch deshalb ganz anders. So passiert es nur allzu leicht, dass der Hund etwas für ihn unheimlich Interessantes entdeckt, was wir vielleicht überhaupt nicht registriert haben und auf einmal scheint uns unser Hund nicht einmal mehr zu hören, geschweige denn, dass er uns folgt. Sicher können wir dem mit Druck und Strafe entgegenwirken, aber mit einem partnerschaftlichen, auf Vertrauen basierenden Verhältnis hat dies nichts mehr zu tun.
Bleibt also nur der Weg über eine positive Beziehung zwischen und Hund und Mensch, so dass der Hund motiviert ist, bei uns zu bleiben und dies nicht nur tut, weil er muss bzw. Strafe fürchtet. Dafür stehen uns zwei Wege offen: die köpersprachliche Motivation und die akustische Motivation. Man weiß heute, dass Hunde viel intensiver auf körpersprachliche Signale achten als wir Menschen und in der Regel der Körpersprache mehr Gewicht beimessen als akustischen Signalen und das nicht nur untereinander, sondern auch in der Kommunikation mit uns Menschen. Leider kommt es nur allzu häufig vor, dass Hunde unseren Anweisungen nicht Folge leisten, weil wir köpersprachlich etwas ganz anderes ausdrücken als verbal formuliert.
Aus dieser Tatsache heraus ergibt sich schon der Weg den wir gehen sollten. Wir müssen uns und unsere Person positiv verknüpfen - weg vom Fütterer hin zu einer engen Bindung. Vergessen wir den Vorgesetztenton und motivieren wir den Hund verbal und körpersprachlich. Viele Menschen müssen diese körpersprachliche Kommunikation gerade in der heutigen Zeit erst wieder erlernen.
Bei der verbalen Kommunikation beschränkt sich das inhaltliche Verstehen des Hundes auf wenige Worte, die wir ihm beigebracht haben. "Sitz", "Platz" oder "Bleib" zum Beispiel. Viel mehr an Information zieht der Hund allerdings aus unserem Tonfall und aus der Tonhöhe. Jeder weiß, dass er mit einer hohen, fast singenden Stimmlage ein Baby viel eher zum Lachen bringen kann als mit einer dunklen, tiefen Stimme. Nicht anders verhält es sich beim Hund. Auch bei ihm wirkt die Babysprache motivierend, eine dunkle, tiefe Stimme furchteinflößend. Also sprechen wir mit dem Hund wie zu einem Baby, wenn wir ihn motivieren und animieren wollen.
Ähnlich verhält es sich mit der Körpersprache. Instinktiv setzen sich die meisten Menschen neben ein Baby auf den Fußboden um mit ihm zu spielen und beugen sich nicht von oben herab über das Baby. Beim Hund ist das nicht anders. Und wie beim Baby wecken wir sein Interesse am ehesten, wenn wir uns durch Gesten und Bewegungen begleitet von Baby-Singsang interessant machen.
Hunde untereinander halten dauernd Sicht- und Körperkontakt, beim aneinander vorbei gehen berühren sie sich immer wieder für einen kurzen Moment, sie sind sich zu jedem Zeitpunkt bewusst, was der andere Hund tut und macht. So festigen sie die Beziehung untereinander. Das gleiche Verhalten versuchen die Hunde auch bei uns, aber nicht nur, dass wir das oft genug gar nicht mitbekommen, versuchen wir ihnen häufig sogar dieses Verhalten abzugewöhnen. Statt die Bindung zwischen Hund und Mensch zu festigen, bauen wir diese systematisch ab. Oft rufen wir den Hund nur, wenn wir etwas von ihm wollen oder wenn er etwas unterlassen soll und wenn er dann nicht gleich aufs erste Rufen kommt, wird er meist auch noch geschimpft, wenn er dann nach dem dritten oder vierten Mal endlich kommt. Der Hund lernt daraus aber nur, dass Zurückkommen immer das Ende von Spaß oder sogar Strafe bedeutet. Dabei sollte es genau umgekehrt sein. Der Hund sollte das Zurückkommen mit etwas Positivem, Freudigen verbinden. Den meisten Spaß und die tollsten Abenteuer erlebe ich nur bei Herrchen.
Wir müssen also wieder lernen, die Signale des Hundes zu erkennen, sie richtig zu interpretieren und die vom Hund ausgehenden Bindungssignale positiv zu bestärken. Spielen sie mit ihrem Hund, auch wenn sie von ihm dazu aufgefordert werden. Die Regeln nach denen man sich nicht von seinem Hund zum Spielen auffordern lassen soll sind längst widerlegt und überholt, genauso wie es der Bindung förderlich ist, wenn sie den Hund bei Zerr- oder Laufspielen gewinnen lassen. Kommt der Hund von sich aus zu Ihnen, belohnen sie ihn dafür und wenn es nur ein leichtes Streicheln über seine Flanke ist.
Achten Sie darauf, dass er sich nicht aus Langeweile selber eine Beschäftigung sucht, die selbstbelohnend wird, weil z.B. beim Mäusesuchen der Körper beginnt Endorphine auszuschütten und der Hund so lernt, wie er sich selber belohnen kann. Wenn sie die Signale ihres Hundes erkennen und deuten können, werden sie rechtzeitig bemerken, wenn sich der Hund langweilt und beginnt seines eigenen Glückes Schmid zu werden. Ihr Einfluss auf den Hund wird so immer mehr abnehmen und er entgleitet ihnen dadurch mehr und mehr.